Bevor wir Kinder hatten, hatten mein Mann und ich einen kleinen Münsterländer-Mix von einem Bauernhof. Bessy. Ein hübscher, schlanker, hochbeiniger schlauer Hund. Blöderweise mit einem ausgeprägten Jagdsinn. Sie ist unheimlich oft abgehauen. Wir wohnten seinerzeit in einem kleinen Ort in der Nähe des damaligen Steinbruchs, heute ist dort ein Industriegebiet. Dort war es offensichtlich ein Traum jeden Jagdhundes, Spuren zu verfolgen. Und das tat sie, immer und immer und immer wieder.
Möglicherweise aus Eifersucht hat sie unsere Tochter, als die nach ihrer Geburt mit meinem Mann das erstemal zuhause auf dem Sofa lag, angeknurrt. Die Reaktion meines Mannes erfolgte postwendend und nachdrücklich. Nie wieder hat sie etwas in der Richtung versucht. Ganz im Gegenteil. Es war dann ihre wichtigste Aufgabe, beim Spazieren gehen neben dem Kinderwagen zu laufen und auf das Kind aufzupassen.
Als wir 1996 umzogen, war es irgendwie normal, dass sie auch in dem neuen Zuhause um die Häuser strich. Das Grundstück war noch nicht eingezäumt, sodass sie immer irgendwo eine Möglichkeit fand, auf Pirsch zu gehen. In der Nachbarschaft war der Hund recht schnell bekannt – und beliebt. Sie machte ihre „Morgenrunde“ und holte sich bei den ein oder anderen ein Leckerchen ab, wie wir später erfahren haben.
In einer Familie war eins der Kinder ein leicht behindertes Mädchen, dass eigentlich immer Angst vor Hunden hatte. Zu Bessy hat sie vertrauen gefasst und sich immer gefreut, wenn diese vorbei kam. Das haben uns die Eltern erzählt, die ebenfalls sehr Bessyfreundlich waren.
Wenn es im Sommer warm war, konnte es vorkommen, dass Bessy mitten auf der Kreuzung ein Mittagsschläfchen hielt. Wir haben mehrmals den Anruf bekommen „euer Hund ist angefahren worden, der liegt auf der Straße“ – aber nein. Sie hatte sich dort nur ausgeruht.
Ein tragisches Ende fand dieser tolle Hund, als er wiedermal unterwegs war und dann aber umgehend dem Pfiff meines Mannes folgte. Leider war sie auf der anderen Straßenseite und rannte einfach blind gehorsam über die Straße – und wurde diesmal tatsächlich von einem Auto erwischt.
Dramatisch.
In der Tierklinik wurde eine Lähmung der Hinterhand durch kaputte Wirbel diagnostiziert und es gab nicht die Möglichkeit, hier zu operieren. Ein Rad des Autos war über sie gefahren. Sie wurde in der Klinik nach einem Tag eingeschläfert. Da ich mit unserem zweiten Kind schwanger war, hat mein Mann das alles übernommen.